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Flagge Kroatien

Ante / Toni

Kroatien

 

„Trotz allem bleiben nur Erinnerungen“

 

Mein Name ist Ante und ich bin 1944 in einem Vorort von Zagreb in Kroatien geboren. In Deutschland werde ich oft Toni genannt. 

Ich wuchs in einer Arbeiterfamilie in der Nähe einer Zementfabrik auf, in der mein Vater arbeitete. Schon als Jugendlicher interessierte ich mich sehr für Kultur. Ich habe getanzt, im Chor gesungen, Theater gespielt und war zeitweise Chefredakteur einer Schülerzeitung - alles mit viel Erfolg. 

Ante
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Tanzen, tanzen, tanzen

Nach meiner Ausbildung zum Elektrotechniker wurde ich zum Militärdienst eingezogen und war zwei Jahre bei der Marine. Schießen habe ich nie gelernt, denn ich wurde von Anfang an einem Tanzensemble für kroatische Folklore zugeteilt. Mit diesem Ensemble hatten wir viele Auftritte und gingen auch auf Tournee. So lernte ich alle Küstenorte und Inseln des Landes kennen. Als sich das Land ab etwa 1964 mehr und mehr dem Tourismus öffnete, tanzten wir immer öfter morgens für die Kollegen vom Militär und abends für Touristen. 

Berufliche Orientierung 

Nach dem Militärdienst war ich auf der Suche nach einer Perspektive und mit meinen 24 Jahren etwas ratlos, wie es beruflich für mich weitergehen sollte. Ein Cousin arbeitete damals in Frankfurt und überredete mich, ebenfalls nach Deutschland zu gehen. Ich hatte in der Schule etwas Deutsch gelernt, obwohl ich besser Italienisch sprach, und war neugierig. So kam ich nach Frankfurt und arbeitete als Elektriker in einer Firma für Klimaanlagen. 

Am Anfang fühlte ich mich wie die Hauptfigur in einem Roman mit dem Titel „Allein auf der Welt“. Alles war mir fremd, ich vermisste meine Heimat und hatte Heimweh. Ich hörte oft „Radio Zagreb“, einen Sender, der auch Musik für Matrosen auf Handelsschiffen weltweit spielte.

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Integration durch Sport

 

Eines Tages hörte ich beim Spazierengehen Ballgeräusche aus einer Halle. Ich ging hinein und fragte, ob ich mitspielen dürfe. Man lieh mir ein Paar Turnschuhe und ich wurde der erste Ausländer in der Handballmannschaft von Sachsenhausen. Dadurch entstanden meine ersten Kontakte zu Deutschen außerhalb der Firma. Aber das war erst der Anfang meiner sportlichen Karriere. Nach einem Fußballspiel mit Kollegen schickte mich der Trainer zum FSV Frankfurt und, weil es dort Probleme mit der Spielererlaubnis gab, weiter zum FSV Bergen. 

Wieder Tanzen und Singen

Inzwischen hatte auch mein Bruder seinen Militärdienst beendet und bekam mehr und mehr Schwierigkeiten, weil er sich gegen das sozialistische Regime stellte. Durch Vermittlung des Vorsitzenden des FSV Bergen bekam er ebenfalls eine Arbeitsstelle in Deutschland und kam zu mir. Gemeinsam besuchten wir oft die kroatische Kirchengemeinde in Frankfurt und gründeten wieder eine Folkloretanz- und Gesangsgruppe. Mit dieser Gruppe sind wir in ganz Deutschland aufgetreten und haben viele Preise gewonnen. Ich erinnere mich gerne an einen Auftritt bei Otto von Habsburg, der mir ein Autogramm anbot. Ich nahm es gerne an und habe ihm ebenfalls eins gegeben. Der Höhepunkt unserer Auftritte war sicher die Heiligsprechung einer kroatischen Heiligen, die der Papst persönlich vornahm.

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Ein glücklicher Zufall

Als mein Bruder und ich eines Tages auf dem Rückweg von Kroatien spontan beschlossen, eine Nacht in Prag zu verbringen, lernten wir einen Herrn kennen, der uns zu Weihnachten erneut nach Prag einlud. Bei diesem weihnachtlichen Besucht lernte ich eine junge Frau kennen. 1971 heirateten wir und bekamen einen Sohn und eine Tochter. 

Als mein Bruder nach 9 Jahren zurück nach Kroatien ging, machte ich allein weiter und tanzte in der Folkloregruppe mit dem Namen „Slavia“, die Tänze aus dem gesamten slawischen Raum aufführte.  

Beruflich wechselte ich zur Firma Holzmann, wo ich zunächst als Dolmetscher arbeitete. Als keine Dolmetscher mehr gebraucht wurden, wurde ich in der Personalabteilung für die Beschaffung von Visa und Arbeitspapieren eingesetzt. Zweimal in der Woche fuhr ich mit einem Koffer voller Geld und Reisepässe nach Bonn und besuchte die verschiedenen Botschaften. Nach der Insolvenz der Firma Holzmann verdiente ich Geld mit Übersetzungen und mit Taxifahren. So lernte ich die gesamte Welt der Musik kennen, auch die ganz Großen. Manchmal dolmetschte ich auch nur für Eintrittskarten zu Fußballspielen oder Konzerten. 

 

Wir wohnten in Frankfurt recht beengt und nahmen deshalb das Angebot eines Kollegen gerne an, der uns eine Wohnung in Maintal-Bischofsheim vermittelte. So sind wir 1973 hier hergekommen, die Kinder sind hier aufgewachsen, ich spielte lange Zeit beim FSV 07 Bischofsheim und war dort auch Trainer. Heute singe ich im Gesangsverein Eintracht 1874 Bischofsheim. Musik und kroatische Folklore waren mein Leben und viele Jahre trat ich als „Luciano Pavarotti“ auf. 

Heimat

Wo ich zu Hause bin? Das ist eine schwierige Frage. Unser Leben spielte sich in Deutschland ab, aber Kroatien und Tschechien gehörten ebenso dazu und auch unsere Konversation zu Hause fand in allen drei Sprachen statt. Wir haben uns also nie die Frage gestellt, ob wir „zurück“ gehen, weil wir aus verschiedenen Ländern kamen. Ich hatte immer viele Kontakte und viele Freunde und es war mir immer egal, woher jemand kommt. Oft war ich der einzige „Ausländer“, z.B. im Verein und es hat mich nie gestört.

 

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IntegreatKlima-BündnisKultur-RegionLink zu Prävention und Sicherheit; Bild zeigt das Logo vom Projekt KompassFamilienfreundlicher Arbeitgeber Kinderfreundliche Kommune  FairtradeExterner Link zur Charta der Vielfalt; Maintal hat sie unterzeichnet; Bild zeigt das Logo, welches aus vielen bunten Punkten und Kreisen bestehtMaintal hat die Charta der Klima-Kommunen Hessen (Logo) unterzeichnet.Das Maintaler Gründerzentrum ist durch den Main-Kinzig-Kreis zertifiziert. Das Bild zeigt das Logo des Zertifikats.