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Flagge Griechenland

Eleni

Griechenland

 

Ich heiße Eleni und bin in Griechenland geboren. Aufgewachsen bin ich in Sidirokastro nahe der bulgarischen Grenze. Ich habe zwei Brüder. 

 

Wir waren sehr arm und das Leben auf dem Land in Griechenland in den 50er- und 60er Jahren war sehr hart. Gerne wäre ich Friseurin geworden, aber ich musste die Schule nach der 6. Klasse verlassen und nach ein paar Monaten Ausbildung bei einer Schneiderin auf dem Feld mitarbeiten. Wir bauten Tabak an und bekamen nur Geld, wenn wir die Ernte verkaufen konnten. Wenn meine Mutter vom Erlös der Ernte alle Schulden beglichen hatte, blieb kaum noch etwas übrig, sodass wir uns bis zum nächsten Jahr wieder verschulden mussten um zu überleben. Aus diesem Grund ging mein Vater 1965 nach Deutschland um zu arbeiten. Er hatte eine Stelle bei Buderus in Lollar gefunden. 

Elena
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Als junge Frau in Deutschland

Drei Jahre später folgten meine Mutter und ich ihm, mein älterer Bruder war beim Militär und konnte nicht ausreisen. Mein jüngerer Bruder blieb bei meiner Tante in Griechenland, er ging noch zur Schule. 

Obwohl wir ein Touristenvisum hatten ging es mit einer Arbeitserlaubnis sehr schnell und so fing ich schon 20 Tagen nach meiner Einreise und einer gründlichen Gesundheitsuntersuchung in einer Herrenschneiderei an zu arbeiten. Ich sprach noch kein Wort Deutsch und wir verständigten uns mit Gesten und einfachen Worten. 

Die Trennung von meinem kleinen Bruder fiel mir sehr schwer da ich ihn quasi großgezogen hatte. So lebte ich mit meinen 17 Jahren gemeinsam mit meinen Eltern, zuerst in einem einzigen Zimmer, später in einer kleinen Wohnung. Ich vermisste die Sonne, die ich gefühlt schon seit Monaten nicht mehr gesehen hatte. Zu dieser Zeit war ich sehr unglücklich und wollte eigentlich gerne wieder zurück nach Griechenland, aber ich blieb. 

Arbeiten in Deutschland war sehr einfach

Neun Monate später kündigte ich mit Hilfe einer italienischen Kollegin, die zwar kein Griechisch konnte, die mich aber besser verstand, als mein deutscher Arbeitgeber. Ich wechselte zu Buderus in die Lackiererei wo ich deutlich mehr verdiente. 

Arbeiten in Deutschland hat mir richtig Spaß gemacht. Im Vergleich zu den 16 Stunden Feldarbeit am Tag, die wir in Griechenland leisten mussten, war die Arbeit hier sehr einfach, ich bekam genug Geld dafür und ich hatte immer nette Kolleginnen und Kollegen. 

Eines Tages fiel einer Kollegin auf, dass ich in der Pause gar keine Milch bekam, wie alle anderen. Niemand hatte mir gesagt, dass die Firma allen Mitarbeitenden in der Lackiererei pro Tag eine Flasche Milch zur Verfügung stellte. Alle haben sich sehr um mich gekümmert und bald bekam auch ich meine tägliche Milchration. Ich war der Star der Abteilung, alle mochten mich und ich liebte das Arbeiten und die Kolleginnen und Kollegen. 

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Die Liebe

Eine große Hilfe bei allen Behördengängen war der Dolmetscher der Firma Buderus. Wir waren dort eine große Gemeinschaft von Griechen und man kannte sich mehr oder weniger untereinander. Einige kamen auch aus dem gleichen Dorf wie meine Familie und ich. So auch ein junger Mann, der sich für mich interessierte und mich ansprach. Wir hatten uns schon in Griechenland gesehen, kannten uns aber nicht wirklich. Wir waren uns sympathisch und nach 1,5 Monaten haben wir 1970 geheiratet. Ich hasste mein damaliges Leben, denn ich hatte keine Freunde und habe eigentlich nur gearbeitet. Ich wollte nicht mehr so beengt mit meinen Eltern zusammenleben und träumte von einer unabhängigen Zukunft. Dies war eine gute Gelegenheit und ich habe es nie bereut.  

Umzug nach Maintal 

Mein Mann war Musiker und spielte mit seiner Band oft in griechischen Tavernen und auf Festen. Da die meisten Veranstaltungen in Frankfurt und Umgebung stattfanden, war er bereits nach Maintal umgezogen um die Fahrtwege zu verkürzen. 

Ich zog zu ihm in die Wohnbaracken der Firma Kling, für die er als Dolmetscher arbeitete und wurde dort Hausmeisterin. Dort sind unsere drei Kinder geboren und aufgewachsen. Nach wie vor konnte ich kaum Deutsch, da mein Mann Dolmetscher war und alles für uns geregelt hat. Außerdem hatte ich fast nur Kontakt zu Griechen, von denen es sehr viele in Maintal gab. Die griechische Gemeinschaft war damals die größte ausländische Gruppe hier und wir haben viel zusammen unternommen und vor allem gefeiert.

Eines Tages brachte mein Mann eine Zeitung mit nach Hause und ich begann zu lesen. Mit Hilfe meiner Kinder, meines Mannes und des Fernsehprogramms lernte ich nach und nach Deutsch. 

Als die Firma Kling 1998 Konkurs anmelden musste, wurden wir beide arbeitslos. Das war ein schwerer Schlag für uns, denn wir mussten zwei Jahre von Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe leben. Mein Mann hat sich dafür sehr geschämt, obwohl er nichts dafür konnte. Er war sehr froh, als er zwei Jahre später in Rente gehen konnte. Ich fand in einem Restaurant Arbeit und arbeitete dort, bis ich selbst mit 60 Jahren in Rente ging. 

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Kontakte zu Deutschen

Ich bin sehr offen und unterhalte mich gerne mit anderen Menschen. Mit Deutschen fällt mir das manchmal etwas schwer, sie sind oft etwas reserviert und ich spreche nicht so gut Deutsch. 

 

Heimat

Wir haben immer wieder überlegt nach Griechenland zurückzukehren, aber die Zeit verging und wir waren immer noch hier. Irgendwann kamen die Kinder in die Schule und wir wollten sie nicht rausnehmen. Heute leben wir alle immer noch hier und gehören hierher. Vor allem seit dem Tod meines Mannes vor vier Jahren ist für mich klar, dass ich dort bleibe, wo meine Kinder und Enkel sind.

Ich danke Deutschland tausend Mal für mein Leben hier und für alles, was es mir gegeben hat. Aber ich finde es auch wichtig zu sagen, dass wir „Gastarbeiter“ auch zum Wohlstand dieses Landes beigetragen haben. 

Ich liebe mein Heimatland sehr, aber mein Leben ist hier und ich liebe Deutschland auch. Maintal habe ich von Anfang an geliebt und mich hier sehr wohl gefühlt. 

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